powered by <wdss>
Aktuell

Indigene gegen Zwangskontaktierung

Indigene Organisationen lehnen zwanghafte Kontaktaufnahme ab

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 21.9.15

Indigene Organisationen in Südamerika haben die Aufrufe von US-Anthropologen Kim Hill und Robert S. Walker, zwangsweise sehr bedrohte unkontaktierte Völker zu kontaktieren, als „gefährlich und illegal“ verurteilt.

In einem offenen Brief haben indigene Organisationen aus Brasilien, Peru und Paraguay die Behauptung der Anthropologen in einem Science-Leitartikel bestritten, unkontaktierte Völker seien „nicht lebensfähig“. Außerdem warnen sie: „Dieser gefährliche Mythos spielt denen in die Hände, die in das angestammte Land indigener Völker eindringen und es ausbeuten möchten.“

Stattdessen betonen die indigenen Organisationen, dass die eigentlichen Bedrohungen für die Zukunft unkontaktierter Völker in der völkermörderischen Gewalt, der Invasion ihres Landes, dem Diebstahl von natürlichen Ressourcen und den vorherrschenden rassistischen Einstellungen bestehen.

Unter den Unterzeichnenden befindet sich die Aché-Organisation FENAP in Paraguay. In ihrem Leitartikel bezeichnen Kim Hill und Robert Walker die Kontaktaufnahme mit mehreren Dutzend der Gruppe nördlicher Aché als „Erfolgsgeschichte“. Sie erwähnen dabei jedoch nicht die Tatsache, dass 38 % der Gesamtbevölkerung dieses Volkes bereits nach dem Erstkontakt gestorben war. Die Aché verklagen nun Paraguay wegen dieses historischen Völkermordes.

Mit diesem Brief schließen sich die indigenen Organisationen Survival International, der globalen Bewegung für die Rechte indigener Völker, an, die diesen Vorschlag von Hill und Walker vehement ablehnt. Dies tun auch zahlreiche Amazonas-Indigene, die sich gegen Zwangskontakte ausgesprochen haben.

Im Juli 2015 hatten die Amazonas-Indigenen-Organisationen AIDESEP und FENAMAD folgende Erklärung veröffentlicht: „Wir lehnen jede Aufforderung oder Handlung ab, die darauf abzielt, unseren isoliert oder in beginnendem Kontakt lebenden Schwestern und Brüdern eine Lebensweise aufzuzwingen, die sie nicht wollen.“

Davi Kopenawa, Yanomami-Schamane und Präsident der Hutukara Yanomami Vereinigung, sagte: „Orte, wo unkontaktierte Indigene leben, fischen, jagen und Pflanzen anbauen, müssen geschützt werden. Die ganze Welt muss wissen, dass sie in ihrem Wald leben und die Behörden müssen ihr Recht, dort zu leben, anerkennen.“ Die Yanomami fordern von der Regierung, die illegalen Goldgräber, die die Leben der unkontaktierten Yanomami in ihrem Wald gefährden, auszuweisen.

Unkontaktierte Völker sind die bedrohtesten Gesellschaften unseres Planeten. Allen unkontaktierten Völkern droht eine Katastrophe, wenn ihr Land nicht geschützt wird. In dem Brief fordern die Organisationen Robert Walker und Kim Hill auf, „die Rechte indigener Völker auf ihrem Land ohne das Eindringen von Außenstehenden zu leben, zu unterstützen“.


Brasilien: Guarani von Farmern entführt

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 18.9.15

Angehörige eines des am stärksten verfolgten indigenen Volkes in Brasilien sind von den Farmern entführt worden, die ihr Land besetzen. Sie hatten bereits die Guarani-Gemeinde angegriffen und Frauen und Kinder zur Flucht gezwungen.

Die Guarani der Gemeinde Pyelito Kuê hatten zwei Tage zuvor einen Teil ihres angestammten Landes wieder besetzt. Seitdem haben sie ständig Angriffe zu erleiden. Berichten zufolge wurde eine Guarani-Frau vergewaltigt und zusammengeschlagen. Sie musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Am heutigen Tag haben Bewaffnete, die von den Farmern angeheuert wurden, die Indigenen erneut angegriffen. Berichte sprechen von mehreren verletzten Guarani, viele flohen in Panik in ein kleines Waldstück. Rund 30 Indigene wurden auf die Ladefläche eines Lastwagens gezwungen und weggefahren. Sie wurden schließlich am Rand einer Straße abgeladen.

Kommunikationsausrüstung, welche die Indigenen vom Survival-Projekt Tribal Voice erhalten hatten, wurde von den Bewaffneten zerstört. Tribal Voice hatte es den Indigenen bis dahin ermöglicht, sich an die Außenwelt zu wenden.

Die Indigenen müssen seit Jahren in überfüllten Schutzgebieten leben, auf einem winzigen Stück Land, eingeklemmt zwischen einem Fluss und einem Soja-Feld, und inmitten einer Eukalyptus-Plantage. Ihr gesamtes Land haben Farmer an sich gerissen, deren Auftrags-Schützen die Indigenen regelmäßig angreifen.

Marcio, der Anführer der Guarani-Gemeinde, erklärte heute gegenüber Survival International, der globalen Bewegung für die Rechte indigener Völker: „Es ist hier einfach schrecklich. Die Bewaffneten griffen uns mitten in der Nacht an. Sie haben alles, was uns gehörte, verbrannt. Sie schossen auf uns. Einige meiner Verwandten wurden verwundet, und viele Menschen flohen. Ich weiß weder, wo sie sich jetzt befinden, noch wie es ihnen geht. Wir werden alles Erforderliche dafür tun, um unser Land zurück zu bekommen. Wir werden nicht aufgeben.“

Es handelt sich um den jüngsten in einer Reihe von gewaltsamen Angriffen von Farmern auf die Guarani in Brasilien. Gemäß der Verfassung des Landes hätte den Indigenen bis 1993 ihr gesamtes Land zurückgegeben werden müssen. Doch auch 22 Jahre später bleiben viele Guarani ohne Land und verarmt.




» zurück
 

Druckversion