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Tiger-Reservat-Boykott

Promis unterstützen Boykott indischer Tiger-Reservate

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung,13.12.17

Viele bekannte Gesichter haben sich dem Aufruf von Survival International zu einem globalen Boykott indischer Tiger-Reservate angeschlossen. Sie protestieren damit gegen einen Erlass der Behörden, der indigene Rechte in Schutzgebieten aberkennt.

Zu den prominenten Unterstützer*innen des Boykotts zählen Gillian Anderson, Dominic West, Sir Mark Rylance und Julian Lennon. Der bekannte indische Autor und Umweltschützer Amitav Ghosh hat sich für die Anerkennung der Rechte indigener Waldvölker ausgesprochen.

Das indische Forstgesetz garantiert indigenen Völkern das Recht auf ihrem angestammten Land zu leben und es zu schützen. Aber die Nationale Tigerbehörde (NTCA) hat in einer rechtswidrigen Anordnung verfügt, dass Waldrechte in Tiger-Schutzgebieten im ganzen Land nicht anerkannt werden sollen.

Nachdem eine Eingabe zu diesem dringlichen Fall bei der indischen Regierung ohne Antwort blieb, ruft Survival nun zu einem globalen Reiseboykott der Tiger-Reservate auf, bis die Anordnung der NTCA zurückgezogen ist.

Vielen indigenen Völkern droht die illegale Vertreibung von ihrem Land, obwohl es kaum Anhaltspunkte dafür gibt, dass ihre größtenteils nachhaltige Lebensweise mit dem Rückgang der Tiger in Verbindung steht. Mitarbeiter*innen der Forstbehörde bedrohen regelmäßig Indigene und schüchtern sie ein, damit sie „zustimmen“ ihre Heimat im Wald zu verlassen. Sie klären sie nicht über ihr Recht auf, auf ihrem Land bleiben zu dürfen.

Vertreibungen bedeuten für Indigene ein Leben in Armut und Ausgrenzung an den Rändern der indischen Gesellschaft. Gleichzeitig wird der Tourismus in den Tiger-Schutzgebieten gefördert, der den Lebensraum der Tiger stört und sie für Wilderei angreifbarer macht.

Ein Mann vom Volk der Jenu Keruba, der aus dem Nationalpark Nagarhole vertrieben wurde, sagte: „Sie haben uns vertrieben, weil wir angeblich zu viel Krach gemacht haben. Weil wir den Wald gestört hätten. Aber jetzt gibt es hier lauter Geländewagen und Touristen-Fahrzeuge. Stört das die Tiere nicht?“

Indigene Völker sind von ihrer Umwelt abhängig und verwalten diese seit Jahrtausenden. Ihr Land ist keine „Wildnis“. Sie sind die besten Umweltschützer und Wächter der Natur. Sie sollten die Naturschutzbewegung anführen.

In einem Tiger-Schutzgebiet in Indien, in dem die Soliga das Recht erkämpft haben auf ihrem Land bleiben zu können, ist die Anzahl der Tiger überdurchschnittlich gewachsen.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte: „Menschen schließen sich unserem Boykott an, wenn sie von dem menschlichen Leid erfahren, das sich hinter indischen Tiger-Schutzgebieten verbirgt. Die NTCA verfolgt ein völlig überholtes Model von der „Festung Naturschutz“ und vertreibt die Besitzer*innen der Wälder, die diese seit Jahrhunderten geschützt und erhalten haben. Dies verursacht nicht nur Elend, es rettet auch den Tiger nicht. Die NTCA sollte ihre Politik schnell umkehren, zum Wohl der Tiger, der indigenen Gemeinden und der Reputation ihres Landes im Tourismus.“


Survival fordert globalen Reise-Boykott indischer Tiger-Reservate

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung,27.11.17

Survival International ruft zum weltweiten “Tourismus-Boykott” von Indiens Tiger-Reservaten auf, bis die Rechte der dort ansässigen indigenen Völker wieder vollständig hergestellt und respektiert sind. Indische Naturschutz-Behörden haben die Anerkennung indigener Rechte in Tiger-Reservaten untersagt – trotz massiver Kritik.

Zehntausende Indigene wurden in Indien bereits illegal aus ihren Dörfern in Tiger-Reservaten vertrieben. Sie fristen ein Leben am Rande der indischen Mainstream-Gesellschaft, bedroht von Armut und Elend. Das indische Forstgesetz garantiert indigenen Völkern das Recht, auf ihrem angestammten Land zu leben und es zu schützen.

Große Naturschutzorganisationen wie die Wildlife Conservation Society (WCS) unterstützen die Zwangsräumungen. Seit Jahrzehnten fordert die WCS „Umsiedlung“ von Indigenen aus Tiger-Schutzgebieten. Viele indigene Völker wissen jedoch nicht, dass sie das Recht haben auf ihrem Land zu bleiben, weil Forstbehörden ihnen diese Information vorenthalten.

Magegowda, ein indigener Aktivist vom Volk der Soliga in Südindien, verurteilte das Verbot und nannte es einen Verstoß gegen „die Menschenrechte und indigene Rechte im Namen des Tigerschutzes. Indigene, Tiger und Wildtiere können zusammen leben; eine Koexistenz ist möglich, weil Indigene ein tiefgründiges Wissen über die Biodiversität besitzen und wissen, wie sie Wald und Wildtiere schützen können“.

Angehörige des Jenu-Kuruba-Volkes, von denen viele aus dem Nagarhole-Nationalpark vertrieben wurden, protestierten gegen das Verbot und drohten die Straße zu dem Park zu blockieren, falls es nicht aufgehoben wird. Ein Jenu-Kuruba-Mann sagte: „Sie haben uns unter dem Vorwand vertrieben, dass wir laut wären und den Wald stören würden, aber jetzt gibt es viele Jeeps und Touristenfahrzeuge – ist das keine Belästigung für die Tiere?“

Naturschützer Brajesh Dubey sagte: „Wir werden zusehen müssen, wie mehr Menschen vertrieben werden, weil die Regierung zeigen will, dass sie sich für Tiger einsetzt. (…) Dabei ist es bewiesen, dass indigene Gemeinden helfen, Wilderei zu unterbinden und Naturschutzmaßnahmen zu fördern“.

Währenddessen besuchen jährlich Tausende Tourist*innen Tiger-Reservate, und innerhalb der Reservate werden industrielle Projekte, wie der Bau von Dämmen und Uran-Suche, genehmigt.

Survivals Direktor Stephen Corry sagte: „Mehr und mehr Reisende wissen, dass hinter Indiens Tiger-Reservaten eine bittere Ungerechtigkeit steckt – die illegale Zwangsräumung von indigenen Völkern im Namen des Naturschutzes. Jetzt hat die Regierung diese Ungerechtigkeit in den Schutzgebieten verschlimmert, weil sie die Gültigkeit indigener Rechte untergräbt. Deshalb rufen wir zum Boykott aller Tiger-Reservate auf. Die Behörden müssen erkennen, dass nur entsprechende Gesetze und die Anerkennung indigener Rechte die Tiger retten können – und dass Tourist*innen keine Tiger-Reservate besuchen wollen, die von ihren rechtmäßigen Besitzern enteignet wurden.“ Hintergrundinformationen

- Die National Tiger Conservation Authority (NTCA) fordert, dass indigene Rechte in kritischen Lebensräumen des Tigers nicht anerkannt werden. Die NTCA hat keine rechtliche Autorität, um diese Verfügung zu erlassen, welche einen groben Verstoß gegen das indische Forstgesetz (Forest Rights Act) darstellt.

- In dem ersten Tiger-Reservat Indiens, in dem indigene Gemeinden ihr Recht zu bleiben durchsetzen konnten, nahm die Tiger-Population schneller zu als im nationalen Durchschnitt.

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